Verleihung des KulturKontakte-Preises 2010

Die Preisverleihung fand am 16. November im Schloss Wolfenbüttel mit rund 250 Gästen aus Wirtschaft, Kultur, Verwaltung und Politik statt.

Ab 17 Uhr wurden Führungen in der Herzog-August-Bibliothek und dem Schlossmuseum Wolfenbüttel angeboten, an denen je rund 60 Personen teilnahmen.

Nach einem kleinen Imbiss im Foyer wurden die Gäste um 18.30 Uhr in den Renaissancesaal des Schlosses gebeten. Durch den Abend führte Wolfenbüttels Landrat Jörg Röhmann, der mit humorvoller Rede die zahlreichen Gäste willkommen hieß. Auch Thorsten Drahn begrüßte alle sehr herzlich im Namen der Stadt Wolfenbüttel und übermittelte Grüße des leider verhinderten Bürgermeisters Thomas Pink.

Das kulturelle Programm gestalteten Ralf Kleefeld mit seiner Lesung als Gotthold Ephraim Lessung und das Ensemble "Bel Ami" mit Klavier und Violine.

Jörg Bode, Niedersachsens Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, stellte in seiner Rede die Nutzen des Kultursponsorings dar. Er motivierte dabei besonders kleine und mittelständische Unternehmen und Betriebe: "Auch kleine Events und Kulturprojekte brauchen Unterstützung - und die muss nicht immer in Form eines Schecks erfolgen. Wer pfiffige Sponsoring-Ideen hat und passende Projektpartner findet, kann sich optimal bei seiner Zielgruppe positionieren." Außerdem dankte er den insgesamt 43 Bewerbern für den KulturKontakte-Preis 2010 ausdrücklich für ihr Engagement und ermutigte sie, darin nicht nachzulassen. 

Die KulturKontakte-Jury hatte sich auch in diesem Jahr wieder entschieden, einen Sonderpreis zu vergeben. Diesen erhielt Kurt Hegner aus Helmstedt für sein vorbildliches kulturelles Engagement seit mehr als 30 Jahren als Inhaber des Autohauses Kurt Hegner GmbH & Co. KG

1965 eröffnete Kurt Hegner eine Tankstelle in Helmstedt. Schon 5 Jahre später gründete er sein Autohaus mit Gebrauchtwagenhandel und Kfz-Werkstatt, spezialisiert auf Mercedes-Motoren. 1979 wurde Kurt Hegner erster Honda-Vertragspartner in Helmstedt. Bereits in dieser Zeit begann sein kulturelles Engagement. Anstatt in Werbung versuchte er das Geld in Kulturförderung zu "investieren". Die Musik hat es ihm besonders angetan und so förderte er von Beginn an vor allem junge Menschen in diesem Bereich. Nach Öffnung der Grenze eröffnete Kurt Hegner 1993 ein Honda-Autohaus in Halbensleben. Dort hatte er sich in den alten Komplex der Steingutfabrik Schmelzer & Gerike verliebt, den er mit viel Aufwand restaurierte. Neben einem Autohaus mit Werkstatt und Büroräumen entstand dort ein unverwechselbarer Ort für Kultur. Im Mozart-Cafe fanden seit dem unzählige Kulturveranstaltungen statt. Neben seinem großen kulturellen Engagement fällt der Kfz-Meister auch durch seinen sozialen Einsatz auf. Für ihn gilt der Grundsatz: Wenn man in einer Region Geld verdient, muss man auch Geld in die Region zurückgeben. 

In seiner Laudatio bezeichnete Detlef Bade, Vizepräsident der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, Kurt Hegner als außergewöhnliches Beispiel für unternehmerische Kulturförderung. 

Herr Hegner nahm den Preis erfreut entgegen und versicherte, dass er auch weiterhin in der Kulturförderung aktiv bleiben werde, obwohl er seit 1. September diesen Jahres nur noch stiller Teilhaber des Unternehmens sei.

Mit dem Hauptpreis in der Kategorie "Kleines Unternehmen" (bis 50 Beschäftigte) wurde Bernd Braumüller, Geschäftsführer der maxselll Werbeagentur & Partner GmbH aus Rotenburg (Wümme) ausgezeichnet. Ein kurzer Filmbeitrag und die Laudatio des Vizepräsidenten der IHK Stade, Thomas Windgassen, stellte das Unternehmen und das kulturelle Engagement vor:

Bereits 1979 machte sich Bernd Braumüller als junger Mann selbstständig mit der Personengesellschaft Bernd Braumüller Verlag. Zusammen mit einem Partner ging dieser Verlag 1981 in die BGB-Gesellschaft W+V Werbung und Verlag Bernd Braumüller und Alexander Bock GbR über.   

1986 gründete Bernd Braumüller dann mit Partnern die maxsell Werbeagentur & Partner GmbH, in der er heute Geschäftsführer und alleiniger Gesellschafter ist. Er hat 9 Mitarbeiter und bildet auch aus.

Das Unternehmen hat zwei Schwerpunkte: Zum einen nach wie vor den verlegerischen Bereich. Seit mehr als 10 Jahren ist maxsell der Verleger der IHK Zeitschrift wirtschaft elbe weser. Daneben betreut und produziert maxsell andere Firmen- und Kundenzeitschriften. 

Das zweite Standbein -oder auch das Hauptstandbein- ist natürlich Werbung und Kommunikation. Wobei maxsell Wert auf regionale Kunden legt. So macht das Unternehmen zum Beispiel Werbung für das Erlebnisbad Ronolulu in Rotenburg. Auch für kulturelle und soziale Einrichtungen ist es stark aktiv. Dabei deckt maxsell die ganze Bandbreite an Werbung ab, wie Print und PR, Außenwerbung, Messen und natürlich Internet.

Das kulturelle Engagement von Bernd Braumüller begann bereits sehr früh. 1978 half er bei der Gründung der Musikinitiative Rotenburg (Wümme). 1983 war er Mitbegründer und über 10 Jahre Vorstandmitglied des Internationalen Forums Junge Chormusik Rotenburg (Wümme). 2005 gründete er den Kulturverein "Kulturinitiative Rotenburg (Wümme) e.V." und ist seit Beginn dessen Vorsitzender. Ziel ist die Präsentation, Gestaltung und Förderung kultureller Projekte in Rotenburg und der Region. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Jugendförderung. Dank der Initiative entstanden das Stadtkino, der Kunstmarkt und die Kunstwochen in Rotenburg. Mit großem Erfolg spielt seit 2006 die von der Kulturinitiative gegründete Jugendtheatergruppe. 

Als sein größtes Projekt bezeichnet Bernd Braumüller das 2009 und 2010 in Rotenburg veranstaltete Straßentheaterfestival "La Strada". Bei diesem europaweit bekannten Projekt gestalten Straßenkünstler aus aller Welt ein buntes Programm auf der Straße für die Straße. Neben den Profis erhalten auch regionale Künstler die Möglichkeit, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Eine besonders gelungene Kooperation zwischen Wirtschaft und Kultur ist das Haake-Meyer. Das Gebäude im Herzen der Stadt Rotenburg stand bereits ein Jahr leer, bevor im April 2009 das KulturCafé mit etwa 60 Plätzen einzog, eine Idee der Kulturinitiative. Jeden Freitag wird im Haake-Meyer nun ein kleines, feines Kulturprogramm angeboten, es reicht von Lesungen über Musik, Folklore und Tanz bis zu Filmen und Vorträgen. Es wird von der Umgebung begeistert aufgenommen. Im hinteren Teil des Cafés befindet sich ein Eine-Welt-Laden. So entwickelte sich eine erfolgreiche Verbindung zwischen kommerziellem Café, gemütlichem Laden und Kulturprogramm der Kulturinitiative, das die Innenstadt von Rotenburg (Wümme) bereichert.

Bernd Braumüller nahm die Urkunde von Wirtschaftsminister Bode entgegen und führte in seiner Dankesrede zur Kulturförderung aus: "im ländlichen Raum ist aber nicht immer ein ganz einfaches Unterfangen. In den kleinen Städten und Dörfern gibt es keine Kulturabteilungen und die freiwillige Leistung "Kulturförderung" ist oft die erste Leistung, die bei schlechten Kassenlagen gekürzt oder ganz gestrichen wird. Auch hat die Kulturarbeit auf dem Land nicht die Lobby, wie in den Großstädten. Gerade innovative Ansätze in der Kulturarbeit stoßen oft auf Vorbehalte. Und mit dem Hinweis auf die klamme Kassenlage der Kommunen wird so das eine oder andere attraktive Kulturprojekt verhindert. Wir als Unternehmer können da ein Bindeglied zwischen den Anbietern von Kultur und den Kommunen werden. Unser Wissen um Wirtschaftlichkeit und unsere organisatorischen Möglichkeiten sollten wir in die Waagschale werfen, um Kultur auf dem Lande zu ermöglichen. Meine ganz persönliche Erfahrung ist, dass es gar nicht immer nur ums liebe Geld geht, sondern Wertschätzung, Knowhow-Transfer und organisatorische Unterstützung sind viel mehr gefragt. Ich werde weiterhin mein Knowhow und mein unternehmerisches Wissen der Kultur in unserer Region zur Verfügung stellen und freue mich, wenn ich viele Nachmacher finde. Dieser Preis ist von daher Anerkennung und Ansporn zugleich!"

In der Kategorie "Großes Unternehmen" (ab 50 Beschäftigte) ging der Preis an Dr. Stephan Röthele, Geschäftsführer der Sympatec GmbH in Clausthal-Zellerfeld. Hierzu sahen die Gäste einen kurzen Filmbeitrag. Die Laudatio hielt Dr. Wolf-Michael Schmid, Präsident der IHK Braunschweig. 

Das High-Tech-Unternehmen Sympatec GmbH, die Abkürzung für System-Partikel-Technik, wurde 1984 gegründet. Mit dem Trockendispergiersystem RODOS ist Sympatec früh eine Durchbruchinnovation geglückt, die in jetzt 25 Jahren international durchgesetzt wurde. Die herausragende Bedeutung wurde zuerst mit der Partikelmessmethode "Laserbeugung" erreicht und inzwischen auch auf die "Bildanalyse" ausgeweitet. Sympatec ist bei allen zukunftsträchtigen Methoden mit führender Technologie maßgeblich vertreten. Die Anwendung der Messgeräte reichen von der Pharmazie über Chemie, Mineralische Rohstoffe, Pulverlacke, Zement, Pigmente, Toner, Kunststoffe bis hin zu Lebensmitteln und vieles andere mehr. 

In den ersten 20 Jahren richtete das Unternehmen seinen Schwerpunkt auf die Bildung einer gemeinsamen Identität der weltweit inzwischen über 120 Mitarbeiter (davon ca. 80 in Clausthal). Mit dem Bezug der neuen Firmenzentrale im Jahr 2004 auf dem ehemaligen Betriebsgelände der berühmten Grube "Caroline" in Clausthal hat die GmbH ihre Unternehmenskultur neu definiert und wollte den Firmenstandort in der Region, in der die Mitarbeiter leben, verankern. So begann das Unternehmen mit Kulturförderung, die sowohl den Mitarbeitern als auch den Menschen der Region zugute kommt. 

Mit Hilfe der großzügigen Unterstützung der Sympatec GmbH konnte das Musikantentreppenhaus der "Marktkirche zum Heiligen Geist" in Clausthal, die größte Holzkirche Deutschlands, umfangreich saniert werden. Der jährliche Gewinn der Firma wird mit einer Spende für die Marktkirche verbunden. Zusammen mit der Glockenspende für St. Salvatoris und der Unterstützung von Konzerten in der Marktkirche kommt inzwischen ein knapp sechsstelliger Eurobetrag zusammen, der nach Maßgabe des wirtschaftlichen Erfolges zukünftig weiter wachsen soll. Neben den eigenen Mitteln half Herr Dr. Röthele den Spendengedanken für die Kirchensanierung überregional zu verbreiten und anzuregen. 

Ein weiteres großes Projekt, das Dank der Sympatec GmbH erfolgreich durchgeführt werden konnte, ist die Erweiterung des bestehenden Besucherbergwerks "Dorotheer Rösche" um den "Caroliner Wetterschacht", einem verfüllten Schacht auf dem eigenen Firmengelände. Das Engagement des Unternehmens beschränkte sich allerdings nicht nur auf die finanzielle Förderung, Dr. Röthele fungierte auch als weitsichtiger Initiator und sachkundiger Berater. Das neue Besucherbergwerk wurde im Juli diesen Jahres unter der Schirmherrschaft des Wirtschaftsministeriums eingeweiht und ist seit dem 1. August Bestandteil der Weltkulturerbeliste der UNESCO. Über diese Förderung hinaus ist die Sympatec GmbH Fördermitglied des Oberharzer Geschichts- und Museumsvereins e.V.. 

Grundlage aller Förderungen bildet ein abgestimmtes Sponsoring-Konzept. So ist die finanzielle Unterstützung des Oberharzer Bergwerkmuseums, der Marktkirchenge-meinde, des regionalen Kulturvereins FoKus und der jährlichen St. Andreasberger Kunst-Ausstellung "Natur und Mensch" ein wesentlicher Schwerpunkt der kulturellen Förderung. 
Der Firmensitz der Sympatec, das Pulverhaus, hat sich darüber hinaus als repräsentativer Veranstaltungsort etabliert. Dank des Engagements von Dr. Röthele haben die seit mehreren Jahren im Rahmen des Braunschweig Classix Festivals durchgeführten Konzerte Weltstars nach Clausthal-Zellerfeld geführt.

Dr. Röthele bedankte sich vor allem bei seiner Frau und seinen Gesellschaftern und übergab dem Minister eine Ausbeutefahne.

Als besondere Auszeichnung überreichte Detlef Bade, Vize-Präsident der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, den Preisträgern eine Skulptur des Magdeburger Künstlers und Bildhauers Wolfgang Rossdeutscher, die exklusiv für den KulturKontakte-Preis gestaltet wurde. Präsident Schneider führte dazu aus: "Die Plastik versinnbildlicht die Verbindung von Kunst und Kultur und zwar den partnerschaftlichen Umgang miteinander. Das Oberthema "Geben und Nehmen" wird durch das Durchdringen einer offenen und einer geschlossenen Form in der Plastik widergespiegelt. Beide verbinden sich zu einem harmonischen Ganzen."